Ein Beispiel für echte Nachhaltigkeit in der Tech-Welt – und was andere Unternehmen sich davon abschauen sollten
Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung – all das sind keine fernen Zukunftsprobleme mehr, sondern bittere Realität. Gerade Technologieunternehmen stehen dabei besonders in der Verantwortung: Sie produzieren global, verbrauchen Unmengen an Energie, Wasser und Rohstoffen – und liefern Produkte, die regelmäßig ersetzt werden. Umso spannender ist es, wenn eines der größten Unternehmen der Welt versucht, es besser zu machen. Apple hat in seinem neuen Umweltbericht 2024 gezeigt, wie ernst das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele nimmt – und das verdient Aufmerksamkeit, ohne in eine Lobeshymne zu verfallen.
Denn: Apple ist zwar ein Vorreiter – aber nicht der einzige, der handeln sollte. Der Blick auf Apple lohnt sich deshalb vor allem als Anstoß für eine größere Debatte: Was können andere Unternehmen, ja sogar Konsumentinnen und Konsumenten, von diesem Weg lernen?
Mehr als grüne Imagepflege: Zahlen, die zählen
Apple hat seine globalen Treibhausgasemissionen seit 2015 um über 60 Prozent reduziert. Das ist mehr als bloße Symbolpolitik, sondern Ausdruck einer durchdachten Klimastrategie: Bis 2030 will Apple komplett CO₂-neutral sein – nicht nur als Unternehmen, sondern entlang der gesamten Lieferkette und für jedes einzelne Produkt.
Im letzten Jahr allein wurden durch den Einsatz erneuerbarer Energien, effizienterer Produktionsprozesse und recycelter Materialien über 41 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen vermieden. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem Jahresausstoß von über 10 Millionen Autos.
Recycelte Materialien – ein Gamechanger für die Produktion?
Besonders spannend ist der Umgang mit sogenannten Seltenerdelementen und Kobalt – Rohstoffe, die für moderne Elektronik unverzichtbar, aber ökologisch wie ethisch problematisch sind. Apple hat mittlerweile erreicht, dass 99 Prozent der Magneten in seinen Geräten aus recycelten Seltenerdelementen bestehen. Und in den selbst entwickelten Akkus steckt zu 99 Prozent recyceltes Kobalt – ein Meilenstein in einer Branche, in der Abbaubedingungen oft unter starker Kritik stehen.
Diese Umstellung ist alles andere als trivial. Es geht nicht nur um das „Ob“, sondern auch um das „Wie“: Recycelte Materialien müssen genauso leistungsfähig sein wie neue – und ihre Beschaffung muss wirtschaftlich funktionieren. Apple zeigt, dass das geht – und dass sich Investitionen in Kreislaufwirtschaft lohnen.
Lieferkette unter Strom – im positiven Sinn
Ein weiteres Herzstück von Apples Umweltstrategie ist die Lieferkette. Dort, wo viele Unternehmen noch mit dem Finger auf Dritte zeigen, übernimmt Apple Verantwortung. Mittlerweile wurden 17,8 Gigawatt erneuerbare Energie in der Produktion umgesetzt – das ist mehr als die gesamte installierte Windkraftleistung in Österreich. Auch die energieintensive Herstellung von Halbleitern und Displays wird Schritt für Schritt umgestellt. Bis 2030 sollen hier 90 Prozent der fluorierten Treibhausgase reduziert werden – hochwirksame Klimatreiber, die in der Tech-Industrie bislang viel zu wenig beachtet wurden.
Wasser sparen, Abfall vermeiden, Natur schützen
Was gerne vergessen wird: Umweltengagement endet nicht beim CO₂. Apple spart mit seinem Supplier Clean Water Program jedes Jahr Milliarden Liter Frischwasser. Über 600.000 Tonnen Produktionsabfälle konnten 2024 vermieden werden. Und mit verschiedenen Aufforstungs- und Naturschutzprojekten – insbesondere in Regionen wie Indien oder Afrika – leistet Apple einen Beitrag, der auch soziale Wirkung entfaltet.
Nachhaltigkeit muss nutzbar sein – auch für Kundinnen und Kunden
Apple zeigt auch, wie Nutzerinnen und Nutzer in Umweltbemühungen eingebunden werden können: Vom Recyclingprogramm mit Bonus bis zur Earth Day Challenge auf der Apple Watch – Umweltschutz wird zum Erlebnis. In der Tipps-App lernen Nutzerinnen und Nutzer, wie sie mit iPhone und Co. nachhaltiger unterwegs sein können – vom Stromsparen bis zur Pflanzenbestimmung.
Diese spielerischen und niederschwelligen Ansätze sind wichtig. Denn am Ende geht es nicht nur um Unternehmensentscheidungen, sondern um einen Kulturwandel im Umgang mit Technik.
Vorbild ja – aber nicht der Endgegner der Nachhaltigkeit
Apple zeigt, dass nachhaltige Technologieproduktion möglich ist – wenn man den Willen, das Know-how und die Mittel hat. Die Erfolge sind beachtlich, keine Frage. Doch so viel Lob gerechtfertigt ist: Die Tech-Welt kann sich nicht allein auf einen großen Akteur verlassen.
Was wir brauchen, ist eine Branchenbewegung, in der sich auch andere Unternehmen zu ehrgeizigen Zielen bekennen – und diese mit Transparenz und Innovation verfolgen. Auch die Politik ist gefragt, solche Vorreiter durch klare Regeln, Anreize und Standards zu unterstützen.
Für uns Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das: bewusster konsumieren, länger nutzen, recyceln – und nachfragen, wie grün unser nächstes Smartphone wirklich ist.