Instagram: Was Eltern in Sachen Jugendschutz wissen sollten

05.09.2024
von Jörg Schieb

Was tun, wenn das Smartphone zur Gefahr wird? Erfahren Sie, wie Sie die Kontrolle über die Social-Media-Nutzung Ihrer Kinder behalten und welche Maßnahmen Meta und andere Institutionen ergreifen, um junge Nutzer zu schützen.

Soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok sind bei Kindern und Jugendlichen äußerst beliebt, doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen.

Cybermobbing, gefährliche Challenges und der zunehmende Druck durch soziale Medien sind nur einige der Probleme, die Eltern kennen sollten. Doch es gibt Wege, wie Eltern und Medienscouts den Umgang mit diesen Plattformen sicherer gestalten können. Was sollten Sie wissen, um Ihre Kinder zu schützen?

Instagram steht durchaus in der Kritik, vor allem wegen mangelndem Jugendschutz

Instagram und TikTok: Beliebt, aber mit Risiken

Die beiden Apps sind bei Kindern und Jugendlichen besonders beliebt, bergen jedoch unbestreitbar zahlreiche Risiken: Cybermobbing, Suchtpotenzial, gefährliche Challenges, Essstörungen bis hin – in seltenen Fällen – zum Suizid. Ein solcher Fall wird gerade von einem US-Berufungsgericht verhandelt: Eltern hatten Tiktok verklagt, weil sie bei Ausübung einer „Blackout Challenge“ auf Tiktok zu Tode gekommen ist.

Das sind zweifellos Extremfälle. Doch TikTok und Instagram stehen zunehmend in der Kritik – und unter Beobachtung. Vermutlich ein Grund, wieso Anbieter Meta eine Informationsveranstaltung wie „Screen smart, fit fürs Netz“ in Düsseldorf macht, zusammen mit Vertretern der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz und der Landesanstalt für Medien NRW (LfM).

Die Landesanstalt für Medien NRW tut eine Menge, um das Netz sicherer zu machen

Meta will Eltern mehr ins Boot holen

Ziel: Für den richtigen Umgang mit der App zu werben und auch Eltern mit ins Boot zu holen, die die Nutzung ihrer Kinder überwachen und kontrollieren können. Wenn sie nur die richtigen Einstellungen vornehmen und Funktionen nutzen, die es für Eltern durchaus gibt. Doch die meisten Eltern sind damit eher überfordert.

Marie von Stauffenberg von Meta, die unter anderem für Jugend-Medienschutz verantwortlich ist, erklärt ausdrücklich, dass Instagram erst ab 13 Jahren genutzt werden darf und dass Eltern „eine ganz zentrale Rolle dabei haben“. „Wir helfen, indem wir Eltern-Aufsichtstools anbieten. Hier wird das Konto der Eltern mit dem Konto der Kinder verknüpft.“

Dadurch haben Eltern einen gewissen Einblick und könne Limits festlegen. Allerdings verlangt die Funktion einige Fähigkeiten, längst nicht alle schaffen das.

Medien-Scouts wie Lara Büsgen helfen Schülern, sicherer im Netz unterwegs zu sein

Medienscouts helfen Schülern im Netz

„Ich habe keinen Stress mit Challenges und Cybermobbing“, erklärt die Schülerin Lara Büsges aus Neuss wie selbstverständlich auf einer Informationsveranstaltung in Düsseldorf. „Ich habe meinen Instagram-Account auf privat gestellt.“

Das Beste, was man als Jugendlicher machen kann. Wären mal alle Kinder und Jugendlichen so umsichtig wie Lara, dann gäbe es deutlich weniger Schwierigkeiten mit Apps wie Instagram und Tiktok

Die umsichtige Schülerin Lara kennt sich bestens aus mit den Risiken von Social Media und den Einstellmöglichkeiten, sie ist Medienscout der Landesanstalt für Medien NRW (LfM). Ein Medienscout wird von Experten der LfM geschult im richtigen Umgang mit Medien.

Medienscouts sind Schülerinnen und Schüler, die speziell darin ausgebildet werden, ihre Mitschüler im sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen und zu beraten – etwa auf entsprechenden Schulungen im Unterricht.

Die Erfahrung zeigt: Schüler lassen sich lieber von anderen Schülern zeigen, wie sie sicher im Netz unterwegs sein können – sie sprechen dieselbe Sprache.  Solche Scouts werden unter anderem durch Initiativen wie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen ausgebildet.

Schüler können beim Alter schummeln

Prinzipiell dürfen erste Kinder ab 13 Jahren Instagram benutzen. Doch viele schummeln beim Alter und machen sich älter als sie sind. Marie von Stauffenberg von Meta räumt ein, dass das ein Problem sei, doch der Meta-Konzern versuche auch algorithmisch, solche Schummeleien zu erkennen.

Von Stauffenberg: „Altersverifikation beschäftigt die gesamte Industrie. Wir wünschen uns eine idealerweise europaweite Regelung dafür“, etwa eine einheitliche Art der Altersverifikation, die für alle Plattformen einheitlich genutzt werden kann.

Meta betont, dass der Konzern 50 Tools für den Jugendschutz da sind. Dieses Jahr wurden stärkere Inhaltskontrollen in Bereichen wie Selbstverletzung oder Essstörungen; hier werden zusätzliche Informationen angezeigt.

Whistleblowerin Frances Haugen

Es ist eine Menge in Bewegung gekommen, seitdem die Ex-Meta-Mitarbeiterin und Whistleblowerin Frances Augen im September 2021 öffentlich den Meta-Konzern angeklagt hat. Haugen klagt an, dass der Konzern nicht nur nicht genug für Kinder- und Jugendschutz tut, sondern sogar ganz bewusst Umsatzwachstum vor die mentale Gesundheit der Jugendlichen gestellt hat.

Marie von Stauffenberg weist die Vorwürfe erwartbar zurück. Doch seit diesen Vorwürfen beschäftigt sich auch die US-Regierung intensiv mit diesen Vorwürfen und ist auch Meta-Chef Mark Zuckerberg in einem Ausschuss hart ins Gericht gegangen.

Seitdem tut sich erkennbar einiges auf Instagram.