KI und Roboter: China führend

05.07.2024
von Jörg Schieb

In Shanghai findet die „Worldwide AI Conference“ (WAIC) statt: Es geht um weltweite Standards für KI und Robotik.

Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das geht nicht wieder weg. Wir reden alle darüber, ständig – auch hier bei schieb.de.

Nicht, weil wir alle solche Technikfüchse wären, sondern weil KI tatsächlich in unser aller Leben eindringt – nach und nach, in alle Bereiche.

In Shanghai ist am Donnerstag die Weltkonferenz zur Künstlichen Intelligenz gestartet (WAIC). Dort wird unter anderem auch über Regulierung von KI diskutiert. Auch Roboter sind ein Thema.

Der AI Act ist beschlossene Sache: Die EU hat einige relevante Regeln fpr KI aufgeschrieben

China führend bei KI-Patenten

Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant weiter. China haben wir da nicht unbedingt auf dem Zettel, eher die USA.

Wir sind halt zu sehr auf die uns bekannten Namen wie OpenAI, Microsoft, Google etc. fixiert. Aber die Realität sieht völlig anders aus. Um es mal in Zahlen auszudrücken: China hat in den letzten zehn Jahren 38.000 Patente im Bereich der generativen KI ausgestellt, in den USA waren es nur 6.300.

Das sind gerade mal 20 Prozent. Und in dem Land, in dem vielleicht am meisten über KI-Regulierung gesprochen wird, in Deutschland, waren es gerade mal 700 Patente in zehn Jahren. Mehr als 25% aller Patente im letzten Jahr übrigens.

Der chinesische Staat fördert KI mit dreistelligen Milliardenbeträgen.

China hat in den letzten Wochen erstaunliche KIs präsentiert im Bereich der generativen Videos, also KI-Modelle, die Videos erstellen können. Die sehen alle besser aus als die KI-Modelle von Google oder OpenAI. Wir sollten das also nicht unterschätzen, was China im Bereich KI macht. Das Land ist mittlerweile führend.

Unterschiedliche Arten der KI

USA und China sind also führend. Die Kultur ist im Westen und in Asien doch eine komplett andere. Macht sich das auch in der KI bemerkbar?

Beim Training der KI auf alle Fälle

Die Unterschiede in den Herangehensweisen führen zu verschiedenen Schwerpunkten und Herausforderungen. In westlichen Ländern wird der Fokus oft auf die ethischen Implikationen und den Schutz der Privatsphäre gelegt, während in China die pragmatische Anwendung und die schnelle Implementierung im Vordergrund stehen. Datenschutz gibt es in China nicht.

Dennoch gibt es gemeinsame Ziele, wie die Verbesserung der Lebensqualität und die Förderung wirtschaftlichen Wachstums durch KI. Auch Regulierung. Die Frage ist: Wie reguliert man KI weltweit. Das ist wichtig, denn nur dann macht Regulierung Sinn.

Tesla stellt den Roboter Optimus bereits in der zweiten Generation vor

Roboter: Tesla mit Optimus (Haushaltsroboter)

Ein anderes großes Thema auf der Konferenz ist die Robotik. Auch Roboter werden immer schlauer – und ohne KI sind sie kaum denkbar.

Ein boomender Markt: Roboter sind heute schon in vielen Bereichen im Einsatz: In der Industrie übernehmen sie schon lange präzise und wiederholbare Aufgaben wie Schweißen oder Montage, etwa bei Autoherstellern in Deutschland. Die Bilder kennen wir auch, wie Roboterarme blitzschnell selbst schwere Aufgaben erledigen.

Doch KI verändert auch die Robotik. Ein Roboter, der immer dieselben sieben Schweißnähte setzt, kommt wunderbar ohne KI aus. Aber ein Roboter, der flexibel auf Situationen reagieren soll, etwa Fehler entdecken und sie beseitigen, faules Obst aus dem Laufband sortieren oder sich in einer fremden Umgebung – etwa einer Wohnung – orientieren, das geht nur mit KI.

Deshalb ist es auch absehbar, dass Roboter in den Haushalt kommen. Staubsauger-Roboter gibt es schon. Aber Autobauer Tesla entwickelt einen Haushaltsroboter namens Optimus, der in China in der zweiten Generation vorgestellt wurde. Er läuft rum, er kann schwere Dinge heben und transportieren, aber auch Wäsche falten. Das braucht zwingend KI. So ein Roboter kostet allerdings noch 20.000 Dollar. Noch. Könnte aber mal ein Massenprodukt werden.

Globale Regeln für KI und Roboter

Das Beispiel der Roboter zeigt natürlich eindrücklich, dass KI nicht mehr länger nur Software ist, sondern sogar Roboter steuert. Wie kann denn nun der Spagat zwischen den unterschiedlichen Interessen von USA, EU und China gelingen?

KI und Roboter sind Zukunftsmärkte. USA und China sind hier die großen Player. Es ist wichtig, dass die beiden großen Rivalen nicht völlig getrennt oder vielleicht sogar gegeneinander entwickeln. Deshalb gibt es sogar eine UN-Resolution, die die internationale Gemeinschaft dazu aufruft, eine „freie, offene, inklusive und nicht-diskriminierende“ Geschäftsumgebung für die KI-Entwicklung zu schaffen.

Also mehr Miteinander als Gegeneinander. Zumindest auf dem Papier. Es ist ein erklärtes Ziel der Konferenz in China, einheitliche Standards und Regulierung für KI zu definieren. Prinzipiell zu begrüßen, da nur globale Standards sinnvoll sind. Der AI Act der EU zum Beispiel, der gilt ja nur für KI, die im EU-Raum eingesetzt wird. Entwickelt wird KI aber vor allem in China und USA. Je besser es gelingt, sich auf Standards zu einigen, desto besser.

Ob es gelingt und was bei der Konferenz herauskommt, wissen wir aber erst, wenn sie vorbei ist.